Kräfte bündeln
Dieser Leitsatz galt zu allen Zeiten in der Landwirtschaft. Der kooperative Gedanke ist in keinem anderen Bereich so tief verankert wie bei den landwirtschaftlichen Gemeinschaften.
Landwirtschafliche Genossenschaften bzw. Agrargenossenschaften präsentieren sich als strategische Zusammenschlüsse von Landwirten.
Basis dieses Verbundes ist der freiwillige Entschlus zur gemeinsamen Wertschöpfung mit gleichzeitigem Ziel der Erhaltung & Erhöhung der Wettbewerbsfähigkeit. Das landwirtschaftliche Genossenschaftsmodell gewährleistet zudem eine effektive Nutzbarkeit verfügbarer Produktions,- und Anbauflächen.
Die gesellschaftliche Bedeutung der landwirtschaftlichen Genossenschaften wird auf politischer Ebene noch immer unterschätzt. Neben der klassischen Bewirtschaftung und Produktion präsentieren sich die Genossenschaften im ländlichen Bereich als herausragende Arbeitgeber, Ausbildungsbetriebe und aktive Partner der Kommunen.
Unter Druck
Deutsche Landwirte stehen u. A. durch stark wachsende Importe aus Osteuropa zunehmend unter Druck. Allein aus dem Nicht-EU-Mitglied Ukraine wurden im zweiten Halbjahr 2018 rund 12 Millionen Tonnen Mais und Getreide in den EU-Raum importiert. Die Europäische Kommission hat zwar erklärt, daß EU-Landwirte durch die Gemeinsame Agrarpolitik (GAP) stärker unterstützt werden, aber die richtungsweisenden Entscheidungen stehen weiterhin aus.
Doch Druck ist bekanntlich ein Innovationsmotor. Genossenschaften nutzen heute aktiv die digitalen Medien für die optimierte Vertriebsorganisation. Zahlreiche Internetportale präsentieren genossenschaftlich erzeugte Produkte und zeigen auch die jeweiligen Mitgliedsbetriebe und deren Aktivitäten im Hintergrund.
Bio als Alternative
Im Bereich der ökologischen Landwirtschaft präsentiert sich die Form der Genossenschaft als absolutes Erfolgsmodell. Die stetig steigende Nachfrage nach alternativ erzeugten Lebensmitteln lässt für die Mitglieder von Bio-Genossenschaften buchstäblich "die Saat aufgehen". Der alte Leitgedanke der gemeinschaftlichen Übernahme von Verantwortung zur Sicherung von Zukunft hat im Feld der nachhaltigen Nahrungsmittelproduktion eine ungemein erfolgreiche neue Heimat gefunden.
Stichwort SOLAWI
Der Begriff SOLAWI beschreibt eine alternative Form der solidarischen Landwirtschaft. Die genossenschaftlich erzeugten Lebensmittel werden direkt vom Erzeuger an den privaten Endverbraucher geliefert. Die Kostendeckung erfolgt durch monatliche bzw. jährliche Festbeträge der Endabnehmer in Mitgliedschaft. Was auf den ersten Blick wie eine alternative Wagenburggemeinschaft ausschaut, präsentiert sich im Detailblick als hocheffizientes, modernes Pendend zum Erwerb von Grundnahrungsmitteln. Moderne Solawis präsentieren Ihre Produkte auf eigenen Internetseiten, in sozialen Netzwerken und per Smartphone-App. Auch die Gewinnung neuer Mitglieder erfolgt elektronisch.
Die Landwirtschaftlichen Genossenschaften / Agrargenossenschaften zählen auf Grund Ihrer kooperativ angelegten Bewegungsfähigkeit und auch durch ihre Innovationskraft zu wichtigsten Bausteinen im Kreislauf der Erzeuger. Größere strukturelle Wandlungen werden auch hier in den kommenden Jahren nicht vermeidbar sein, aber die Dynamik und Variabilität des Modells Genossenschaft eröffnet auch weiterhin faszinierende Möglichkeiten für Gründer.
Im Jahr 2016 wurde die „Idee und Praxis der Genossenschaften“ von der UNESCO als wichtiger deutscher Beitrag in die „Liste des Immateriellen Weltkulturerbes“ aufgenommen.